UDV: Kommunikation zwischen Straße und Fahrzeug verspricht keine großen Potenziale
23.12.2011, Pressedienst der VersicherungswirtschaftDie Idee klingt verlockend: Eine Straße, die die Fahrer selbstständig vor möglichen Gefahren warnt und dadurch Unfälle vermeidet. Die technischen Möglichkeiten dazu sind bereits vorhanden. Allerdings zeigt eine Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV), dass die Potenziale zur Verbesserung der Sicherheit in der Realität beschränkt sind.
Seit 1970 sind die absoluten Zahlen der in Deutschland im Straßenverkehr getöteten und verletzten Personen bis 2010 ununterbrochen rückläufig. Verbesserungen bei der Fahrzeugsicherheit haben dazu einen großen Beitrag geleistet. Inzwischen wird der Fahrer von einer Vielzahl von Sicherheitssystemen unterstützt. Dazu gehören neben den wohl bekanntesten wie Antiblockiersystem (ABS) und Elektronisches Stabilitäts-Programm (ESP) auch Systeme wie Spurverlassenswarner, Bremsassistenten oder Totwinkelwarner.
Nach vorläufigen Zahlen scheint die Zahl der Verkehrstoten 2011 erstmals wieder anzusteigen. Zusätzlichen Sicherheitsgewinn erhofft man sich nun von Systemen, bei denen die Fahrzeuge miteinander kommunizieren oder Informationen mit dem Straßenumfeld austauschen. Dadurch sollen Gefahren frühzeitig erkannt und mitgeteilt werden, um dem Fahrer oder dem Fahrzeug eine rechtzeitige Reaktion zu ermöglichen. Damit diese Systeme effizient eingesetzt werden können, ist es notwendig zu wissen, wie und wo die relevanten Unfälle geschehen, welche Gemeinsamkeiten sie aufweisen und welche Informationen erforderlich sind, um auf die bevorstehende Gefahr hinzuweisen.
Um das herauszufinden, hat die UDV ein Forschungsprojekt beauftragt, bei dem aus der Analyse des Unfallgeschehens auf Landstraßen allgemeine Anforderungen an geeignete Assistenzsysteme abgeleitet werden sollten. Es zeigte sich, dass der Austausch von Informationen zwischen Straße und Fahrzeug nur begrenzt zur Verbesserung der Verkehrssicherheit beitragen kann, einen hohen technischen und finanziellen Aufwand erfordert und daher nur in punktuellen und räumlich beschränkten Anwendungsfällen sinnvoll erscheint.
So könnten sie insbesondere an Kreuzungen zum Einsatz kommen. In kürzlich abgeschlossenen Forschungsprojekten wie SAFESPOT und InterSafe2 konnte nachgewiesen werden, dass eine technische Umsetzung bereits heute möglich ist. Ungeklärt sind bislang jedoch die Wirksamkeit und insbesondere die Finanzierung der auf Seiten der Infrastruktur erforderlichen Technik. Die Analyse des Unfallgeschehens ergab darüber hinaus, dass es sich lohnt, Systeme im Auto zu forcieren beziehungsweise weiter zu entwickeln, die häufige und folgenschwere Unfälle vermeiden helfen, z. B.:
• Unfälle auf Geraden infolge nicht angepasster Geschwindigkeit,
• Unfälle in Kurven infolge nicht angepasster Geschwindigkeit,
• Unfälle durch Ablenkung des Fahrers,
• Unfälle durch alkoholisierte Fahrzeuglenker.
„In all diesen Fällen ist die Fahrzeug-Infrastrukturkommunikation nicht hilfreich“, so UDV-Leiter Siegfried Brockmann. Forschungsgelder sollten nun besser auf Erfolg versprechende Handlungsfelder gelenkt werden.
Weitere Informationen dazu unter www.udv.de.
Ansprechpartner:
Klaus Brandenstein
Abteilung Unfallforschung
Tel.: 030 / 20 20 – 58 83
k.brandenstein(at)gdv(dot)de