Autofahrer auf Unfälle schlecht vorbereitet
17.07.2012, GDV DLVorgeschriebene Ausstattung oft nicht präsent / Unfallgefahr offensichtlich ausgeblendet
Viele Autofahrer in Deutschland sind auf eine Unfallsituation schlecht vorbereitet. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Ipsos-Umfrage "Autounfall - alles dabei?" Spontan geben nur 84 Prozent der Autofahrer an, dass sie den Verbandskasten immer dabei haben und für das Warndreieck sagen das sogar nur 69 Prozent - beides jedoch schreibt die Straßenverkehrsordnung vor. Die freiwillige Mitnahme einer Warnweste, die hierzulande nur bei gewerblich genutzten Fahrzeugen vorgeschrieben ist, bestätigen lediglich 50 Prozent. "Offensichtlich blenden viele Autofahrer die Unfallgefahr und ihre Folgen aus. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Autofahrer bei der Ausrüstung 'für den Fall des Falles' erheblich nachrüsten müssen", erklärte Heiko Beermann, Geschäftsführer der GDV Dienstleistungs-GmbH & Co. KG (GDV DL), die in Hamburg die Notrufzentrale für die Anrufe der Notrufsäulen von den Bundesautobahnen betreut.
"Besonders erstaunt hat uns die Tatsache, dass lediglich 36,3 % der Autofahrer angegeben haben, das Handy ständig bei sich zu führen. Das zeigt", so Beermann weiter, "wie wichtig auch heute noch die Notrufsäulen an den Bundesautobahnen sind." Gut 15 Prozent der Autofahrer denken spontan an die Wolldecke im eigenen Auto (15,5 Prozent) oder haben den Fotoapparat zum Fotografieren der Unfallstelle (15,4 Prozent) im Kopf; 13 Prozent nennen die Notrufnummern 110 und 112. Vergleichsweise selten wird mit 11 Prozent der EU-Unfallbericht genannt, der die präzise Unfallaufnahme für alle Beteiligten erleichtert. Die Kontaktdaten der eigenen Versicherung oder die Rufnummer des Zentralrufs der Autoversicherer haben hingegen 42,1 Prozent der Befragten immer dabei.
Viele Dinge, die die Autofahrer nicht immer im Auto haben, halten sie gleichwohl für sinnvoll: 68,1 Prozent derer, die keinen Feuerlöscher mit sich führen, halten ihn dennoch im Falle eines Unfalles für hilfreich, bei der Warnleuchte denken 71,2 Prozent so. Die entsprechenden Werte für den EU-Unfallbericht lauten 54,3 Prozent und 57,7 Prozent für den Zentralruf der Autoversicherer. Zur Taschenlampe meinen sogar 74,7 Prozent, sie sollten sie besser ständig in ihrem Wagen dabei haben.
Die Befragungsergebnisse zeigen kaum sozio-demografische Unterschiede - mit einer Ausnahme: Die über 55-Jährigen nutzen "handwerkliche" Hilfsmittel wie Abschleppseil, Wolldecke oder Taschenlampe deutlich öfter als die Jüngeren (unter 35-Jährigen). Diese wiederum haben häufiger technische Geräte wie Handy und Fotoapparat als die Ü55er immer dabei.
"Eine gute Ausrüstung bietet zwar keinen Schutz vor einem Unfall, sie ist aber enorm wichtig, um direkt vor Ort reagieren zu können", erläuterte Heiko Beermann. Dabei gehe es nach dem Absetzen eines Notrufs besonders um die Sicherung der Unfallstelle, die Erste Hilfe für Verletzte, die Warnung der anderen Verkehrsteilnehmer, die Unfallaufnahme und eine möglichst schnelle Schadenabwicklung.
"Unverhofft kommt oft", so der GDV DL-Geschäftsführer: "Jeden Tag gab es im letzten Jahr durchschnittlich 6.418 polizeilich erfasste Straßenverkehrsunfälle in Deutschland, davon 838 mit Verletzten. Deshalb ist eine gute Ausstattung für den Notfall keine Spielerei, sondern manchmal vielleicht überlebenswichtig."
Das Meinungsforschungsinstitut Ipsos führte die repräsentative Umfrage im Auftrag der GDV DL im April 2012 durch.