Wenn die Versicherung nicht zahlt

12.04.2010, markt-Scanner / WDR Fernsehen

Beiträge kassiert – aber wenn es drauf ankommt, zahlt die Versicherung nicht! Das kommt häufiger vor, als manch einer denkt - und bei bestimmten Gesellschaften häufiger als bei anderen. markt-Scanner verschafft Durchblick.

Tatort Tankstelle: Uwe Steinhardt wollte nicht tanken, sondern nur seine Arbeit machen - bauliche Messungen. Die Gefahr in seinem Rücken ahnte er nicht: „Als ich plötzlich einen wahnsinnigen Schlag in den Rücken verspürte - ich bin nach vorne katapultiert worden - habe ich festgestellt, dass ich von einem rückwärtsfahrenden Auto getroffen worden war. Ich spürte wahnsinnige Rückenschmerzen und wusste gar nicht so richtig, wie mir geschah.“

Fast drei Jahre ist dieser Unfall inzwischen her. Seitdem kämpft Uwe Steinhardt gegen drei Versicherungen - und gegen die Folgen des Unfalls. Er klagt über „Unbeweglichkeit der Halswirbelsäule, Sehstörungen, Schwindel, Tinnitus, Konzentrationsprobleme“. Seitdem ist jegliche Arbeit, die den Körper beansprucht, undenkbar. Uwe Steinhardt ist berufsunfähig. Das hat er schriftlich von einem Gutachter.

Uwe Steinhardt meldete seine Ansprüche der Kfz-Haftpflicht des Unfallverursachers, der LVM. Diese zahlt jedoch nicht. „Es kam dabei heraus, dass all meine Beschwerden nicht unfallbedingt sind und man deshalb eine Regulierung ablehnt“, erklärt Uwe Steinhardt.
Prozessfreudige Versicherungen

Viele solcher Fälle landen vor Gericht, doch dieser Kampf ähnelt dem von David gegen Goliath. Dabei kämpft Goliath nicht nur mit fairen Mitteln, wie Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten berichtet: „Sie holen manchmal Detektive heran, um zu gucken, wie schwer die Menschen wirklich verletzt sind und wozu sie noch in der Lage sind. Dann werden Gutachten in Auftrag gegeben, teilweise so lange, bis die Gutachten dem entsprechen, was sich der Versicherer erhofft.“

Auf 100.000 Versicherte gerechnet prozessieren laut Versicherungsdienst map-report besonders häufig die Hanse Merkur mit 291 Prozessen, Karstadt-Quelle mit 210 Prozessen und HDI mit 195 Prozessen. Die wenigsten Prozesse führen danach Sparkasse-Direkt (71 Prozesse), die Debeka (63 Prozesse) und die Hannoversche Direkt (46 Prozesse).

Als Selbstständiger hatte Herr Steinhardt sich besonders gut abgesichert. Er hat drei Berufsunfähigkeitsversicherungen: bei der Signal Iduna für 86 Euro im Monat, bei der Alte Leipziger für 517 Euro und bei der Debeka für fast viereinhalbtausend Euro. Das sind insgesamt über 5.000 Euro monatlich. Uwe Steinhardt bekommt von den Versicherungen jedoch nur 86,31 Euro monatlich. Die Debeka und die Alte Leipziger haben bisher überhaupt nicht gezahlt. Nur die Signal Iduna hat Uwe Steinhardts Antrag anerkannt.

Uwe Steinhardts Rechtsanwalt, Frank Vormbaum, sagt dazu: „Wir haben allein mit der Klageschrift 20 Arztberichte und Gutachten eingereicht, aus denen sich aus meiner Sicht eindeutig die Berufsunfähigkeit ergibt. Es besteht eine Minderung der Erwerbsfähigkeit von 60 Prozent mit Schwerbehindertenausweis. Es gibt ein sozialmedizinisches Gutachten, welches dies belegt. Aus meiner Sicht müsste die Berufsunfähigkeit nachgewiesen sein.“

Normalerweise wäre über Uwe Steinhardts Antrag längst entschieden, erklärt die Debeka auf Nachfrage. Aber bei weiteren Gutachten kam es zu Verzögerungen, an denen die Debeka nach eigener Aussage keine Schuld trägt. Ohne diese Gutachten zahlt sie nicht. Uwe Steinhardt sieht mittlerweile schwarz: „Wenn gar nichts klappt, werden wir unser Haus verlieren und nach und nach alles das, was wir uns im Laufe der Selbstständigkeit aufgebaut haben.“

Uwe Steinhardt hat das gesamte Verfahren bisher rund 50.000 Euro gekostet. Das Geld hat er von einer Versicherung: Die Allianz Rechtsschutz-Versicherung hat tatsächlich gezahlt. Um einer Versicherung auf Augenhöhe zu begegnen, braucht man offenbar eine Versicherung.

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